Geschichte
Nach dem Ende des ersten insulanischen Bürgerkrieges beschloss die damalige Regierung der Inselreiche, in ein neues Flaggschiff der Kriegsmarine zu investieren. Dieses sollte selbst die mächtigsten Linienschiffe an Tonnage weit übertreffen. Unter dem Mantel strengster Geheimhaltung wurden Ingenieure und Handwerker aus einem Dutzend Ländern dafür engagiert, an den Plänen des Projekts zusammen zu arbeiten. Die Leitung wurde Ravin Treublatt aufgetragen, einem der berühmtesten Schiffbauer Whenuas.
Noch während die Einzelteile des Schiffes in mehreren geheimen Werften hergestellt wurden, erlitt die Kriegsmarine eine vernichtende Niederlage in einer Seeschlacht gegen die Wrackstädter Korsaren der Äußeren Inseln. Die insulanische Regierung stellte daraufhin weitere enorme Geldmittel zur Verfügung, um aus dem Projekt endgültig eine Geheimwaffe unvorstellbaren Ausmaßes zu machen. Dies verlängerte die Bauzeit, so dass das Schiff erst zu Anfang des zehnten Jahres nach Kalfater, nach beinahe drei Jahren Planungs- und Bauzeit, fertig gestellt wurde.
Das enorme Kriegsschiff wurde auf den Namen Verdikt der Treue getauft, und hatte in der ersten Schlacht um Port Torneo seinen ersten Einsatz. Die Rebellenflotte wurde von der Verdikt beinahe vollständig vernichtet, ohne ihr etwas anhaben zu können. Die nächsten Monate lang war die Verdikt die wichtigste Waffe des Regimes, um einen Sieg der Rebellen zu verhindern, und fügte diesen schwere Verluste zu. Erst als die Verdikt die Freiheitskämpfer beim Castillo Eterno in die Enge trieb gelang es ihnen mittels eines Himmelfahrtskommandos, sie zu entern und zu versenken.
Doch dies sollte nicht das Ende des Schiffes sein. Charles Weyland, einer der Begründer der Rebellion, und einer der reichsten Männer der Inselreiche, nutzte seine weitreichenden Beziehungen und seinen beträchtlichen Reichtum, um das Wrack der Verdikt in seinen Besitz zu bringen und zu bergen. Man munkelt, dass es ihn und seine Handelsgesellschaft an den Rand des Ruins brachte, doch es gelang ihm, das gigantische Schiff erneut seetauglich zu machen. Zwar waren fast die gesamte Panzerung und ein Großteil der Bewaffung entfernt worden, doch es würde unter einem neuen Namen erneut in See stechen: Exil.
Noch während die Einzelteile des Schiffes in mehreren geheimen Werften hergestellt wurden, erlitt die Kriegsmarine eine vernichtende Niederlage in einer Seeschlacht gegen die Wrackstädter Korsaren der Äußeren Inseln. Die insulanische Regierung stellte daraufhin weitere enorme Geldmittel zur Verfügung, um aus dem Projekt endgültig eine Geheimwaffe unvorstellbaren Ausmaßes zu machen. Dies verlängerte die Bauzeit, so dass das Schiff erst zu Anfang des zehnten Jahres nach Kalfater, nach beinahe drei Jahren Planungs- und Bauzeit, fertig gestellt wurde.
Das enorme Kriegsschiff wurde auf den Namen Verdikt der Treue getauft, und hatte in der ersten Schlacht um Port Torneo seinen ersten Einsatz. Die Rebellenflotte wurde von der Verdikt beinahe vollständig vernichtet, ohne ihr etwas anhaben zu können. Die nächsten Monate lang war die Verdikt die wichtigste Waffe des Regimes, um einen Sieg der Rebellen zu verhindern, und fügte diesen schwere Verluste zu. Erst als die Verdikt die Freiheitskämpfer beim Castillo Eterno in die Enge trieb gelang es ihnen mittels eines Himmelfahrtskommandos, sie zu entern und zu versenken.
Doch dies sollte nicht das Ende des Schiffes sein. Charles Weyland, einer der Begründer der Rebellion, und einer der reichsten Männer der Inselreiche, nutzte seine weitreichenden Beziehungen und seinen beträchtlichen Reichtum, um das Wrack der Verdikt in seinen Besitz zu bringen und zu bergen. Man munkelt, dass es ihn und seine Handelsgesellschaft an den Rand des Ruins brachte, doch es gelang ihm, das gigantische Schiff erneut seetauglich zu machen. Zwar waren fast die gesamte Panzerung und ein Großteil der Bewaffung entfernt worden, doch es würde unter einem neuen Namen erneut in See stechen: Exil.
Aufbau
Die Exil ist 255 Meter lang, und an der breitesten Stelle spannt sie sich von Bordwand zu Bordwand über 85 Meter. Ihr tiefster Punkt liegt für gewöhnlich 15 Meter unter dem Meeresspiegel, während der höchste Punkt ihres Hauptmastes 170 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Die Exil hat inklusive des Poop- und Oberdecks 12 Decks. Ihre Verdrängung beträgt etwa 40.000 Tonnen.
Ausstattung
Trotz der Größe der Exil ist Platz wie auf jedem Schiff ein äußerst wertvolles Gut; jeder Quadratmeter muss sinnvoll genutzt werden. Wie auf anderen Schiffen üblich schläft ein Großteil der Crew in Gemeinschaftsräumen. Umso begehrter sind die Passagierkabinen, welche es gegen einen exorbitanten Preis ermöglichen an der Fahrt teilzunehmen ohne direkt Teil der Crew zu sein.
Da damit zu rechnen ist das die Exil mitunter monatelang keine Möglichkeit finden wird Vorräte aufzunehmen, verfügt sie über umfangreiche Lagerräume und Wasserreservoirs. Bis zu drei Monate kann die Crew aus diesen bei Vollbeladung versorgt werden.
Die Reise der Exil ist in erster Linie ein Forschungsprojekt. Daher gibt es an Bord des Schiffs eine umfassende Bibliothek, ein mit modernsten Geräten ausgestattetes Alchemielabor, ein botanisches Glashaus am Tagdeck und andere Forschungseinrichtungen.
Die Verdikt der Treue wurde Charles Weyland nur unter zahlreichen Bedingungen überlassen. Eine davon war es, dass das Schiff nie wieder einem militärischen Zweck dienen dürfe. Daher verfügt die Exil nicht über Geschütze. Allerdings hat das Schiff eine gut bestückte Waffenkammer, aus der sich die Crew mit Musketen und Pieken bewaffnen könnte sollte es notwendig werden die Exil zu verteidigen.
Um die Moral der Crew auch in längeren Zeiten ohne Landgang aufrecht zu erhalten gibt es außerdem eine Taverne und mehrere Gemeinschaftsräume an Bord, sowie eine Aussichtsplattform am Tagdeck.
Da damit zu rechnen ist das die Exil mitunter monatelang keine Möglichkeit finden wird Vorräte aufzunehmen, verfügt sie über umfangreiche Lagerräume und Wasserreservoirs. Bis zu drei Monate kann die Crew aus diesen bei Vollbeladung versorgt werden.
Die Reise der Exil ist in erster Linie ein Forschungsprojekt. Daher gibt es an Bord des Schiffs eine umfassende Bibliothek, ein mit modernsten Geräten ausgestattetes Alchemielabor, ein botanisches Glashaus am Tagdeck und andere Forschungseinrichtungen.
Die Verdikt der Treue wurde Charles Weyland nur unter zahlreichen Bedingungen überlassen. Eine davon war es, dass das Schiff nie wieder einem militärischen Zweck dienen dürfe. Daher verfügt die Exil nicht über Geschütze. Allerdings hat das Schiff eine gut bestückte Waffenkammer, aus der sich die Crew mit Musketen und Pieken bewaffnen könnte sollte es notwendig werden die Exil zu verteidigen.
Um die Moral der Crew auch in längeren Zeiten ohne Landgang aufrecht zu erhalten gibt es außerdem eine Taverne und mehrere Gemeinschaftsräume an Bord, sowie eine Aussichtsplattform am Tagdeck.
Aufbau
Die Exil ist nicht aufgebaut wie ein gewöhnliches Schiff. Um es ganz klar zu sagen: die Exil hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit einem Schiff, von ambitioniert vielen Segeln und einer abstrusen Menge an Ankern einmal abgesehen. Womit sie aber durchaus Ähnlichkeit hat, ist eine Stadt - eine verwinkelte, undurchsichtige, heillos verworrene Stadt. Als sie noch Verdict der Treue genannt wurde und ihre Segel kaum praktischen Nutzen hatten, sondern sich bloß zum Spott der anderen Schiffe bombastisch im Wind blähten, waren viele Räume karge Schlafsäle, zugige und ungemütliche Kantinen oder kahle Beschwörungszimmer, in denen die Magier, die das Schiff antrieben, ihre monotonen Gesänge Stunden um Stunden herunterbeteten. Mit der Übernahme durch die Weyland-Handelskompanie begann auch für die neu getaufte Exil ein zweites Leben: tief gelegene Räume wurden schnell zu klug gestaffelten Vorratskammern umgebaut, hohe Zinnen zu Krähennestern, lange Säle in kleine, selbstversorgende Wohnbereiche abgeteilt.
Besonders essentiell war der Einbau von mehreren Kohleöfen, die im Bauch des Schiffes wie hungrige Mäuler mehrere Heizräume dominieren und mit ihren prasselnden Flammen nun den neuen Hauptantrieb in Gang halten: haushohe Schaufelräder, die je steuer- und backbordseitig sich wie runde, neugierige Augen erheben.
Eine über zweitausend Menschen fassende Crew lebt sich nicht gut aufeinander, endlose Schlafräume wären eine Belastungsprobe, eine gemeinsame Kantine ein logistischer Alptraum. Darum wurde die Exil von Anfang an als eine Ineinanderschachtelung von vielen kleinen Bereichen geplant. Diese organisieren sich, wie Bezirke einer Stadt, zu einem Gutteil selber - das mindert den organisatorischen Aufwand und hilft den ersten Erfahrungen nach, das Selbstbewusstsein und den Zusammenhalt der riesigen Crew zu stärken.
Zentral und erhöht liegt ein helles, kreisrund angelegtes Ensemble an hohen Zimmern, das als Kommandobrücke und Arbeitsräume für Offiziere und Schreiber fungiert, direkt daran anschließend eine kleine Reihe von Suiten als Privatbereiche des Kapitäns, der Freiherrin und anderer hoher Administratoren. Diese Zimmer sind als einzige nachträglich auf die Exil gebaut worden, da ihr als Verdict ein gut zugängliches Kommandozentrum fehlte. Das macht sich in den Materialien bemerkbar - es ist der einzige Ort der Exil, der zur Gänze aus hellen, klassisch nördlichen Hölzern besteht, auf welche die Inselreiche seit der Expedition zu den Frostfjordinseln Zugriff haben. Sie zeichnet eine besonders Wetterfestigkeit und Stärke aus, von der sich die Schiffsplaner geringe Abnutzungserscheinungen erhoffen. Hier riecht es frisch und harzig, die Böden sind mit Teppichen ausgelegt und die Möbel sauber in die Räume eingepasst.
Die besten Ingenieure der Inselreiche konnten sich in diesen Räumen ihren neuesten Ideen vollkommen widmen: ein nie zuvor gesehenes Röhrensystem, in dem Botschaften in glatten Holzrohren in Windeseile herumschießen; ein langer ovaler Tisch, in dem Steuerelemente, Windanzeiger und Ruderlager glatt eingelassen sind, sodass zwei Mann genügen, um das gesamte Schiff auf hoher See zu überwachen; schwere Kompasse aus Messing, die in die Beratungstische abgesenkt werden können; und nicht zuletzt der Stolz des königlichen Uhrmachers: auf einem runden, seidenbespannten Block in der Mitte des Kapitänstisches liegen unter dickem Glas geschützt fast sechzig filigrane Nadeln, balancierend auf haarfeinen Röhren, die schwach zitternd Meeresströmungen anzeigen. Dieses kleine, aber ausgesprochen feine Wunderwerk der Technik ist über eine komplexe Kette an Rädern, Federn und Zwingen mit den Kompassen verbunden und orientiert sich im perfekten Einklang mit diesen ständig neu, um immer korrekt zur Nordlage die vorherrschenden Strömungen anzuzeigen. Bisher musste man sich auf Strömungskarten, Erfahrungsberichte oder hilfsbereite Ortsansässige verlassen, um die Flüsse unter der Wasseroberfläche zu erahnen. Ein Schiff, so auf völlig auf sich allein gestellt wie die Exil, braucht mehr als das - schon allein, weil ihre Masse eine optimale Nutzung der Strömungen überlebensnotwendig macht. Wie genau diese Apparatur funktioniert, ist aus dem stolzen Uhrmacher natürlich nicht herauszubekommen - aber er hat seinen besten Gesellen mit auf die Reise geschickt, um das Werk in perfektem Gleichklang zu halten.
Die Steuerbordseite der Exil ist ein schwer zu erfassender Wildwuchs aus älteren, verwinkelt gebauten Räumen, die vermutlich die allerersten Elemente der Verdict ausmachten. Niemand ist sich so ganz sicher, aber sie dürfte in Etappen gebaut worden sein, und diese, nun Steuerbord gelegenen Zimmer waren wohl der Anfang des riesigen Schiffes. Das merkt man ihnen auch an: ihre Nutzung hat sich mehrmals gewandelt, bauliche Veränderungen haben sichtbare Spuren hinterlassen, die Niveaus der Böden und Decken passen nur selten zum Nachbarraum, das Holz wird bereits gräulich und mit Nägeln und Metallplatten gespickt. Überhaupt ist auffällig, wie viel Metall die Verdict einst mit sich schleppte - die allerersten Versionen des Schiffes mussten um ein vielfaches schwerer gewesen sein als von der Größe vergleichbare Schiffe. Vielleicht auch deswegen wurde der "Antrieb" durch Magie so stark angestrebt - wenn man sich auf Wind, Wetter und Auftrieb eines Schiffes nicht mehr verlassen kann, muss man mit Magie nachhelfen. Mittlerweile ist die Exil viel ergonomischer, trotz ihrer gigantischen Ausmaße, und die energiezehrende Methode des magischen Antriebs völlig verschwunden aus ihren Konstruktionsplänen.
Die nachträglich besser verteilten und auf über dreißig aufgestockten Hauptsegel machen jetzt den Großteil ihres Antriebes aus, klug verteilte Ruderbänke helfen bei langsamen Manövern ein niedriges Tempo zu halten. Die Kohleöfen liefern den nötigen Schub, um ein gigantisches Schiff wie die Exil bei jedem Wetter auf Kurs zu halten. Aber die vielen, wie ausgewürfelten Räume in diesem alten Teil des Schiffes erinnern an die Tage, als die Exil noch dunkel und vor Metall glänzend für Angst und Schrecken sorgte. Wohl aus deswegen entschied man sich schnell dafür, diese Räume den unerschrockensten und unerschütterlichsten der Crew zu geben: den Gelehrten. Wie ein Schwarm fleißiger, unaufhaltsamer Heuschrecken ergossen sich die Fachleute in die eigenartigen Zimmer, wandelten sie radikal und ohne Sentimentalität in Labors, Bibliotheken und Schreibstuben um, nutzten die ungleichen Niveaus um komplexe Bewässerungssysteme für neu gefundene Pflanzen zu entwerfen, zimmerten abenteuerliche Regalkonstruktionen für Papiervorräte und Enzyklopädien in die unwegsamen Winkel und hatten innerhalb der ersten paar Wochen fast jede halbwegs gerade Wand und jede noch so unzugängliche Ecke einer neuen nützlichen, vernünftigen Bestimmung zugeführt. Nirgendwo sind die Veränderungen der Exil so deutlich wie in diesen Räumen - und vermutlich auch nirgendwo der Entdeckergeist, die Mission des Schiffes mit jeder Faser so spürbar.
Auf den unteren Decks der Backbordseite dagegen erstreckt sich eine relativ gleichmäßige Folge von je zwei mittelgroßen Schlafräumen, die sich einen weiß gekalkten Waschbereich und einen größeren Aufenthaltsraum teilen. Wiederum immer zwei dieser apartmentartigen Konstrukte werden von einer Kantine versorgt, die abwechselnd von den vier ihr zugeteilten Gruppen bekocht wird. Die Regeln sind für alle gleich: Küchendienst kommt niemand aus. Angesichts der oft monatelangen Aufenthalte auf See hat so mancher seinen inneren Smutje mehr oder weniger freiwillig kennen und lieben gelernt. Ursprünglich waren diese Räume elendiglich lange Hallen, in denen der Wind zwischen Hängematten pfiff und die Trostlosigkeit der Verdict ihre deutlichste Form hatte. Mit der Umwandlung in komfortable, gut überschaubare Einheiten wurde aus dem Schiff tatsächlich ein potenzielles Heim für viele Jahre auf See.
So unterschiedlich die Gruppen und Individuen sind, die sich auf der Exil zusammengefunden haben, so eigenwillig gestaltet sind ihre Behausungen. Manche Aufenthaltsräume gleichen kleinen Trainingscamps, mit Strohpuppen und Schleifsteinen, Zielscheiben und dicken Matten aus Gras zum Ringen. Andere sind in gemütliche Wohnzimmer verwandelt worden, mit dem Geruch von Tee bereits in jeder Ritze und schönen Stoffen vor den blanken Holzwänden. Wieder andere wirken wie Gebetsräume, mit einem Altar in der Mitte und weichen Kissen in jeder Ecke. Es gibt keine Regeln, außer die des friedlichen Zusammenlebens - und des allmorgendlichen Schrubbens der Waschräume. Neben diesen klar getrennten Elementen gibt es unzählige weniger strikt geordnete Bereiche der Exil, teilweise schon begeistert in Beschlag genommen, teilweise noch ruhig und der Bestimmung harrend.
Die Decks sind zahlreich und nicht besonders logisch aufgebaut, man kann das große Deck beim Bug wohl als einziges als solches bezeichnen. Sonst gibt es zahllose Treppen, die von einer größeren zu kleineren und wieder langgestreckten offenen Flächen führen, es gibt eigenartige Ausformungen die aus dem Rumpf der Exil wie Insektenaugen hervorbrechen, es gibt unerklärliche Türen, die an zugenagelten Wände hängen, es gibt hohe Ausgucke, tiefe Hohlwände, bunte Glasfenster und dunkle Kammern. Wie eine schwimmende, kompakte, leise surrende Stadt segelt die Exil über die See, nicht immer ganz sicher was das Knarren und Klingeln in ihrem Inneren zu bedeuten hat. Aber dafür hat sie ja ihre kleine Bevölkerung.
Besonders essentiell war der Einbau von mehreren Kohleöfen, die im Bauch des Schiffes wie hungrige Mäuler mehrere Heizräume dominieren und mit ihren prasselnden Flammen nun den neuen Hauptantrieb in Gang halten: haushohe Schaufelräder, die je steuer- und backbordseitig sich wie runde, neugierige Augen erheben.
Eine über zweitausend Menschen fassende Crew lebt sich nicht gut aufeinander, endlose Schlafräume wären eine Belastungsprobe, eine gemeinsame Kantine ein logistischer Alptraum. Darum wurde die Exil von Anfang an als eine Ineinanderschachtelung von vielen kleinen Bereichen geplant. Diese organisieren sich, wie Bezirke einer Stadt, zu einem Gutteil selber - das mindert den organisatorischen Aufwand und hilft den ersten Erfahrungen nach, das Selbstbewusstsein und den Zusammenhalt der riesigen Crew zu stärken.
Zentral und erhöht liegt ein helles, kreisrund angelegtes Ensemble an hohen Zimmern, das als Kommandobrücke und Arbeitsräume für Offiziere und Schreiber fungiert, direkt daran anschließend eine kleine Reihe von Suiten als Privatbereiche des Kapitäns, der Freiherrin und anderer hoher Administratoren. Diese Zimmer sind als einzige nachträglich auf die Exil gebaut worden, da ihr als Verdict ein gut zugängliches Kommandozentrum fehlte. Das macht sich in den Materialien bemerkbar - es ist der einzige Ort der Exil, der zur Gänze aus hellen, klassisch nördlichen Hölzern besteht, auf welche die Inselreiche seit der Expedition zu den Frostfjordinseln Zugriff haben. Sie zeichnet eine besonders Wetterfestigkeit und Stärke aus, von der sich die Schiffsplaner geringe Abnutzungserscheinungen erhoffen. Hier riecht es frisch und harzig, die Böden sind mit Teppichen ausgelegt und die Möbel sauber in die Räume eingepasst.
Die besten Ingenieure der Inselreiche konnten sich in diesen Räumen ihren neuesten Ideen vollkommen widmen: ein nie zuvor gesehenes Röhrensystem, in dem Botschaften in glatten Holzrohren in Windeseile herumschießen; ein langer ovaler Tisch, in dem Steuerelemente, Windanzeiger und Ruderlager glatt eingelassen sind, sodass zwei Mann genügen, um das gesamte Schiff auf hoher See zu überwachen; schwere Kompasse aus Messing, die in die Beratungstische abgesenkt werden können; und nicht zuletzt der Stolz des königlichen Uhrmachers: auf einem runden, seidenbespannten Block in der Mitte des Kapitänstisches liegen unter dickem Glas geschützt fast sechzig filigrane Nadeln, balancierend auf haarfeinen Röhren, die schwach zitternd Meeresströmungen anzeigen. Dieses kleine, aber ausgesprochen feine Wunderwerk der Technik ist über eine komplexe Kette an Rädern, Federn und Zwingen mit den Kompassen verbunden und orientiert sich im perfekten Einklang mit diesen ständig neu, um immer korrekt zur Nordlage die vorherrschenden Strömungen anzuzeigen. Bisher musste man sich auf Strömungskarten, Erfahrungsberichte oder hilfsbereite Ortsansässige verlassen, um die Flüsse unter der Wasseroberfläche zu erahnen. Ein Schiff, so auf völlig auf sich allein gestellt wie die Exil, braucht mehr als das - schon allein, weil ihre Masse eine optimale Nutzung der Strömungen überlebensnotwendig macht. Wie genau diese Apparatur funktioniert, ist aus dem stolzen Uhrmacher natürlich nicht herauszubekommen - aber er hat seinen besten Gesellen mit auf die Reise geschickt, um das Werk in perfektem Gleichklang zu halten.
Die Steuerbordseite der Exil ist ein schwer zu erfassender Wildwuchs aus älteren, verwinkelt gebauten Räumen, die vermutlich die allerersten Elemente der Verdict ausmachten. Niemand ist sich so ganz sicher, aber sie dürfte in Etappen gebaut worden sein, und diese, nun Steuerbord gelegenen Zimmer waren wohl der Anfang des riesigen Schiffes. Das merkt man ihnen auch an: ihre Nutzung hat sich mehrmals gewandelt, bauliche Veränderungen haben sichtbare Spuren hinterlassen, die Niveaus der Böden und Decken passen nur selten zum Nachbarraum, das Holz wird bereits gräulich und mit Nägeln und Metallplatten gespickt. Überhaupt ist auffällig, wie viel Metall die Verdict einst mit sich schleppte - die allerersten Versionen des Schiffes mussten um ein vielfaches schwerer gewesen sein als von der Größe vergleichbare Schiffe. Vielleicht auch deswegen wurde der "Antrieb" durch Magie so stark angestrebt - wenn man sich auf Wind, Wetter und Auftrieb eines Schiffes nicht mehr verlassen kann, muss man mit Magie nachhelfen. Mittlerweile ist die Exil viel ergonomischer, trotz ihrer gigantischen Ausmaße, und die energiezehrende Methode des magischen Antriebs völlig verschwunden aus ihren Konstruktionsplänen.
Die nachträglich besser verteilten und auf über dreißig aufgestockten Hauptsegel machen jetzt den Großteil ihres Antriebes aus, klug verteilte Ruderbänke helfen bei langsamen Manövern ein niedriges Tempo zu halten. Die Kohleöfen liefern den nötigen Schub, um ein gigantisches Schiff wie die Exil bei jedem Wetter auf Kurs zu halten. Aber die vielen, wie ausgewürfelten Räume in diesem alten Teil des Schiffes erinnern an die Tage, als die Exil noch dunkel und vor Metall glänzend für Angst und Schrecken sorgte. Wohl aus deswegen entschied man sich schnell dafür, diese Räume den unerschrockensten und unerschütterlichsten der Crew zu geben: den Gelehrten. Wie ein Schwarm fleißiger, unaufhaltsamer Heuschrecken ergossen sich die Fachleute in die eigenartigen Zimmer, wandelten sie radikal und ohne Sentimentalität in Labors, Bibliotheken und Schreibstuben um, nutzten die ungleichen Niveaus um komplexe Bewässerungssysteme für neu gefundene Pflanzen zu entwerfen, zimmerten abenteuerliche Regalkonstruktionen für Papiervorräte und Enzyklopädien in die unwegsamen Winkel und hatten innerhalb der ersten paar Wochen fast jede halbwegs gerade Wand und jede noch so unzugängliche Ecke einer neuen nützlichen, vernünftigen Bestimmung zugeführt. Nirgendwo sind die Veränderungen der Exil so deutlich wie in diesen Räumen - und vermutlich auch nirgendwo der Entdeckergeist, die Mission des Schiffes mit jeder Faser so spürbar.
Auf den unteren Decks der Backbordseite dagegen erstreckt sich eine relativ gleichmäßige Folge von je zwei mittelgroßen Schlafräumen, die sich einen weiß gekalkten Waschbereich und einen größeren Aufenthaltsraum teilen. Wiederum immer zwei dieser apartmentartigen Konstrukte werden von einer Kantine versorgt, die abwechselnd von den vier ihr zugeteilten Gruppen bekocht wird. Die Regeln sind für alle gleich: Küchendienst kommt niemand aus. Angesichts der oft monatelangen Aufenthalte auf See hat so mancher seinen inneren Smutje mehr oder weniger freiwillig kennen und lieben gelernt. Ursprünglich waren diese Räume elendiglich lange Hallen, in denen der Wind zwischen Hängematten pfiff und die Trostlosigkeit der Verdict ihre deutlichste Form hatte. Mit der Umwandlung in komfortable, gut überschaubare Einheiten wurde aus dem Schiff tatsächlich ein potenzielles Heim für viele Jahre auf See.
So unterschiedlich die Gruppen und Individuen sind, die sich auf der Exil zusammengefunden haben, so eigenwillig gestaltet sind ihre Behausungen. Manche Aufenthaltsräume gleichen kleinen Trainingscamps, mit Strohpuppen und Schleifsteinen, Zielscheiben und dicken Matten aus Gras zum Ringen. Andere sind in gemütliche Wohnzimmer verwandelt worden, mit dem Geruch von Tee bereits in jeder Ritze und schönen Stoffen vor den blanken Holzwänden. Wieder andere wirken wie Gebetsräume, mit einem Altar in der Mitte und weichen Kissen in jeder Ecke. Es gibt keine Regeln, außer die des friedlichen Zusammenlebens - und des allmorgendlichen Schrubbens der Waschräume. Neben diesen klar getrennten Elementen gibt es unzählige weniger strikt geordnete Bereiche der Exil, teilweise schon begeistert in Beschlag genommen, teilweise noch ruhig und der Bestimmung harrend.
Die Decks sind zahlreich und nicht besonders logisch aufgebaut, man kann das große Deck beim Bug wohl als einziges als solches bezeichnen. Sonst gibt es zahllose Treppen, die von einer größeren zu kleineren und wieder langgestreckten offenen Flächen führen, es gibt eigenartige Ausformungen die aus dem Rumpf der Exil wie Insektenaugen hervorbrechen, es gibt unerklärliche Türen, die an zugenagelten Wände hängen, es gibt hohe Ausgucke, tiefe Hohlwände, bunte Glasfenster und dunkle Kammern. Wie eine schwimmende, kompakte, leise surrende Stadt segelt die Exil über die See, nicht immer ganz sicher was das Knarren und Klingeln in ihrem Inneren zu bedeuten hat. Aber dafür hat sie ja ihre kleine Bevölkerung.